Investiere in die Realität, nicht in Hoffnung
Outperforme den Markt dank einem erbarmungslosen Mindset
Dieser Artikel entstand bereits vor einigen Monaten an einem anderen Ort und wird hier wieder veröffentlicht.
Ich bin dankbar für das, was ich dieses Jahr erleben durfte. Die Ereignisse halfen mir dabei, die Gedanken zu schärfen.
Unter anderem habe ich mich von einem Unternehmen getrennt. Im Laufe der Woche wurde wiederholt ein Short-Report veröffentlicht, der die Umsätze in Frage stellte.
Die Chance ist hoch, dass an diesen Anschuldigungen nichts dran ist. Der gleiche Shortseller war in der Vergangenheit mit einer ähnlichen Attacke erfolglos. Warum aber verkaufe ich dann?
Ich werde erbarmungslos investieren. Ich werde mich regelmäßig fragen, welche meiner Positionen ich ohne zu zögern nachkaufen würde.
Wie viel Vertrauen ich in das Management habe. Ob ich das Unternehmen noch immer direkt verstehen kann. Und ob externe Einflüsse wie diverse Reports/News dieses Bild noch weiter einbrechen lassen können.
Ich werde kein Auge mehr zudrücken, wenn es sich bei einem drohenden Finanzskandal "sowieso nur um einen kleinen Teil des Umsatzes handeln wird". Hier hat das Management bereits versagt.
Ich werde mir nicht mehr den Kopf zerbrechen, warum etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Was hinter einer negativen Entwicklung stecken könnte und mir nicht einreden, dass es sich ja bestimmt irgendwie von selbst regeln wird. Kommt mir das Management defensiv oder unehrlich vor? Raus damit.
In meinem Wikifolio als auch Portfolio wird es folgende Investments nicht geben:
ADRs
chinesischen Unternehmen aufgrund mangelnder Transparenz
komplizierte Stories
Unternehmen mit einer anhaltenden negativen und nachvollziehbaren Nachrichtenlage
Turnarounds
Spekulative oder anderweitig zweifelhafte Investments
Und natürlich auch keine Massenvernichtungswaffen wie Derivate
Natürlich werde ich nicht jedes Unternehmen nur aufgrund einer negativen Nachricht sofort verkaufen. Es kommt auf den Inhalt der Neuigkeiten an. Wie viel Vertrauen ich grundsätzlich in einem Unternehmen habe und wie gut ich es verstehe.
Es gibt unzählige wundervolle, einfach zu verstehende Unternehmen. Man muss nicht bei jeder Story dabei sein, denn der Markt ist nicht alternativlos. Und manchmal sollte man sich auch von einem Unternehmen trennen - selbst wenn man im Minus steht.
Aber tun realisierte Verluste nicht weh?
Es kommt wie so oft auf das richtige Mindset an:
Es gibt keine realisierten Verluste, wenn man sein Portfolio als Ganzes betrachtet: Das zwanghafte Festhalten an schwachen Unternehmen kostet Rendite. Es kommt nicht darauf an, wieder auf 0 zu stehen. Es kommt auch nicht darauf an, einzelne Positionen zu 100-Baggern werden zu lassen. Und das zwanzigste Unternehmen im Depot ist höchstwahrscheinlich auch nicht mehr die Erstbeste Idee. Egal, ob mit Verlust oder ohne.
Das einzige, das wirklich zählt: Das Portfolio als Ganzes zu einem 100-Bagger wachsen zu lassen. Und das geht ganz einfach, in dem man das Geld seiner schlechtesten Ideen in die besten schiebt. Ob das Geld aus Positionen mit Verlusten oder mit Gewinn stammt, ist egal.
Ein Beispiel:
Unternehmen XY hat Schwierigkeiten und auf absehbare Zeit über viele Jahre zu kämpfen. Aufgrund der Probleme ist die Position nun -40% im Minus.
Du hast nun zwei Möglichkeiten:
Du sitzt den Buchverlust über viele Jahre aus und verlierst Unmengen an Opportunitätskosten.
Du realisierst die -40% Verlust und kaufst mit dem restlichen Geld ein hervorragendes Unternehmen, das in den nächsten Jahren aufgrund gesunder Fundamentalzahlen einen positiven Aufwärtstrend zeigen wird.
Die Chance ist groß, dass du die Verluste mit Option B) wieder reinholst und noch mehr Rendite einfährst.
Und es ist unwichtig, wie sich die verkaufte Position entwickelt. Wichtig ist, dass du nur bei den Positionen richtig liegst, die du besitzt. Nicht, bei denen, die du verkauft hast.
Und was, wenn die Aktie abhebt, die ich mal verkauft habe?
Anleger sind häufig stolz auf die Gewinne einzelner Positionen. Das Problem dabei: Obwohl ein Nachkauf von stark gestiegenen Aktien häufig der richtige Schritt ist, machen sie es nicht. Weil es den visuellen Anstieg/Gewinn der Aktie schmälert.
Meine Position in Zoom wäre inzwischen ca. +500% im Plus, wenn ich nicht kontinuierlich nachgekauft hätte. Stattdessen stehen dort "nur" +230%. Ich habe übrigens erst letzte Woche wieder nachgekauft. Der Anstieg der einzelnen Positionen ist aber egal, denn es kommt nur auf das Portfolio als Ganzes an. Einzelne Ten-Bagger sind egal - Das Portfolio soll eins werden.
Sieh dein Portfolio als Ganzes und vergiss einzelne Aktien. Wenn du verkaufst, solltest du gute Gründe haben. Die Bewertung und wie weit die Aktie gelaufen ist, spielt keine Rolle. Die einzige Rolle sollte die Unternehmensperformance und die Aussicht auf die zukünftige Entwicklung spielen.
Wenn du also eine Aktie aus guten Gründen verkaufst, solltest du dir sicher sein, dass das Geld in deinem neuen Investment besser angelegt ist.
Ich habe mich z.B. in meinem konzentrierten Portfolio von einem Unternehmen getrennt. Meine Gründe für den Verkauf sind u.a. eine Verlangsamung des organischen Wachstums. Ich sehe mein Geld in anderen Investments besser aufgehoben. Wenn nun die Aktie ohne mich abhebt, tangiert mich das nicht.
Weil ich
aus für mich logischen Gründen verkauft habe.
das Geld in ein anderes Investment umgeschichtet habe, welches meiner Meinung nach besser performen wird.
Mein Portfolio soll sich um eine Auswahl der aussichtsreichsten Wachstums-Unternehmen der Welt handeln. Geführt von einem exzellenten Management. Bereits profitabel oder einen sichtbaren Trend dorthin vorweisen können. Alles andere wird erbarmungslos aussortiert.
Letztendlich muss man nur bei den Positionen richtig liegen, die man hält. Nicht bei denjenigen, die man verkauft hat. Investiere in die Realität, nicht in Hoffnung.
Dieser Artikel ist nur für informative Zwecke und stellt keine Anlageberatung dar. Details findest du in unserem Haftungsausschluss.