Erfolgreich in High-Growth-SaaS investieren – #2: Recurring Revenue
So bewertest du die Umsatz-Modelle von High-Growth-Unternehmen
Warum macht Recurring Revenue Software-as-a-Service-Unternehmen zu besonders spannenden Investments? Außerdem: So unterscheidest du SaaS-Top- von SaaS-Flop-Unternehmen.
Mit diesem Wissen kannst du den Index schlagen und dein Portfolio boosten.
Aber: Wieso investieren dann so wenige Investoren und Investorinnen in High-Growth-Unternehmen?
Ganz einfach: Sie investieren bevorzugt in vermeintlich sichere Aktien des täglichen Lebens. Wie die von Volkswagen, Procter&Gamble oder Shell. Denn:
man kennt diese Unternehmen und nutzt ihre Produkte,
man kann sich mit den Unternehmen identifizieren,
man kann das Geschäftsmodell einfach nachvollziehen
und fühlt sich damit sicher und wohl.
Doch sind das wirklich gute Investments?
Ich denke nicht.
Der Grund: Diese Unternehmen müssen jedes ihrer Produkte wieder und wieder verkaufen und können damit nicht so einfach skalieren und wachsen.
Anders bei SaaS-Unternehmen: Diese können ein und dasselbe Produkt mehrfach und ohne großen Aufwand an ein und denselben Kunden verkaufen. Sprich: Recurring Revenue. Und im Laufe der Zeit den Umsatz durch Cross- und Upselling sogar noch steigern!
Das ist die Magie wiederkehrender Umsätze. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du die Vorteile von Recurring Revenue für dich und dein Portfolio nutzen kannst.
PS: High-Growth-Unternehmen eignen sich auch hervorragend, um deinem Depot mit einem kleinen SaaS-Anteil mehr Pepp zu geben!
Schritt 1: Verstehe das Recurring Revenue-Modell
Das sind die Vorteile der Recurring Revenue auf einen Blick:
Skalierbares Geschäftsmodell: Einmal akquirierte Kund:innen zahlen regelmäßig und über einen längeren Zeitraum Gebühren
Cross- und Upselling: Zufriedene Kunden kaufen weitere Einheiten dazu
Compounding Revenue: Wiederkehrende Zahlungen von Bestandskund:innen, Neukundenakquise und Cross- und Upsell werden zu einer Revenue-Maschine
Planbarkeit & Transparenz: Schon beim Bericht der aktuellen Quartalszahlen ist das nächste Quartal weitgehend bekannt. Ein wichtiges Barometer für dich
Schritt 2: Verstehe die unterschiedlichen Recurring Revenue-Modelle
#1 Tier-based Subscription Revenue (z. B. Cloudflare, NET 0.00%↑ )
Sprich: ein Abonnement-Modell. Kund:innen bezahlen wiederkehrend für den Zugang zum Produkt. Monatlich, quartalsweise oder jährlich. Es gibt Flatrate-Modelle (Netflix) und Tier-Modelle mit verschiedenen Paketen (Cloudflare).
Vorteile:
Maximale Planbarkeit, v.a. bei jährlicher Zahlung (vorab)
Passende Pakete, zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Zielgruppe (bei Tiers)
Resilienz, da wichtige Software-Abos nicht einfach gekündigt werden (können)
Upsell-Möglichkeiten in höhere Pakete, z. B. um Funktionen freizuschalten
Nachteile:
Das Abo-Modell ist nicht so kundenfreundlich wie ein nutzungsbasiertes Modell
Kündigt ein Kunde (Churn), fällt der gesamte zukünftig geplante Umsatz weg
Sind die Pakete nicht gut durchdacht, führt das zu Kundenfrustration
Beim Flatrate-Abo-Modell: kein Upsell-Potenzial in ein höheres Paket
Beispiel: Cloudflare bietet überwiegend ein Tier-Abonnement-Modell an, kombiniert mit Produkten, die Nutzer- oder nutzungsbasiert abgerechnet werden. Kunden und Kundinnen können nicht nur ein teureres Paket kaufen (Upsell), sondern auch neue Produktmodule hinzufügen (Cross-Selling).
Weiteres Unternehmen mit Abo-Modell: Hubspot (HUBS 0.00%↑ ).
#2 Consumption-based Revenue (z. B. DataDog, DDOG 0.00%↑ )
Bei diesem Modell bezahlen Kund:innen entsprechend ihrer Nutzung des Produktes, häufig in Verbindung mit Abnahmeverträgen (RPOs, Remaining Performance Obligations).
Vorteile:
Relativ hohe Planungssicherheit, v.a. in Verbindung mit Abnahmeverträgen
Bei wichtigen Produkten zeigt das Modell in schlechten Zeiten hohe Resilienz
Kund:innen können flexibel ihre Nutzung anpassen und fühlen sich fair bepreist
„Land & Expand“: Der SaaS-Anbieter profitiert vom Wachstum seiner Kunden
Nachteile:
Etwas geringere Planbarkeit und Resilienz als das Abo-Modell
Beispiel: DataDog, ein Cloud-Monitoring-Unternehmen, bepreist seine Lösung überwiegend anhand der Nutzung. Zum Teil bietet DataDog auch Paket-basierte Preise an.
Weitere Unternehmen mit diesem Modell: Snowflake SNOW 0.00%↑ , MongoDB Atlas MDB 0.00%↑ .
#3 Seat-based Subscription Revenue (z. B. Bill, BILL 0.00%↑)
Bei diesem Modell wird der Abo-Preis je Seat, also je Nutzer oder Nutzerin fällig, nicht in Abhängigkeit der gesamten Nutzung oder eines festen Pakets.
Vorteile:
Sehr einfaches Modell
Skaliert mit der Kundschaft: Bedarf wächst, neue Seats werden benötigt
Alle User haben vollen Zugang und können alle Funktionen nutzen
Upsell-Potenzial („Land & Expand“): weitere Abteilungen, weitere Nutzer:innen
Nachteile:
Upsell nicht über Features, sondern nur über weitere Zugänge
Höheres Sparpotenzial durch Aggregierung der Seats
Gefahr des Log-in-Missbrauchs (Zugang wird unerlaubterweise geteilt)
Anfälliger in schlechten Zeiten, z. B. bei Entlassungen weniger Seats benötigt
Der Mehrwert der Lösung ist weniger offensichtlich als beim Tier- oder nutzungsbasierten Modell
Beispiel: Bill, ein Anbieter für die Automatisierung des Einnahmen- und Ausgaben-Managements, bietet Nutzer-basierte Preismodelle an. Zudem hat das Unternehmen mit transaktionsbasierten Einnahmen noch einen weiteren, spannenden Umsatzstrom.
Weitere Unternehmen: Monday MNDY 0.00%↑ , CrowdStrike CRWD 0.00%↑ (rechnet zwar je Endpunkt ab, aber üblicherweise hat ein Mitarbeiter-Device einen Endpunkt)
Gar nicht so schwer, oder?
Schritt 3: Erkenne Top- und Flop-SaaS-Unternehmen
Leider ist nicht jedes High-Growth Unternehmen mit Recurring Revenue automatisch erfolgreich. Achte bei deiner Bewertung unter anderem auch auf diese Punkte, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
Identifiziere das Umsatz- und Geschäftsmodell des Unternehmens
Hilfreich dafür: Die Preis-Seite des Unternehmens
Die Infos gibts z. B. auch im letzten Quartalsbericht oder Conference Call Skript
Außerdem hilfreich: Qualifizierte Quellen, z. B. Fool.com
Achte auf eine hohe Net Retention Rate & niedrigen Churn
Ohne eine zufriedene Bestandskundenbasis bricht die Recurring Revenue ein
Die Net Retention Rate (NRR) sollte mindestens bei 120+ % liegen
Die Churn Rate sollte gering sein
Relevant ist auch die Entwicklung beider Metriken im Zeitverlauf
Quelle NRR & Churn: Quartalsbericht, Investor Präsentation, Conference Call
Prüfe, ob die Neukundengewinnung intakt ist
Neukundenakquise ist unerlässlich. Das Halten von Bestandskunden reicht nicht
Prüfe z. B. die Kundengewinne je Segment
Betrachte das Neukundenwachstum auch im Zeitverlauf
Quellen: Quartalsbericht, Investor Präsentation, Conference Call
Hat das Unternehmen starke Burggräben (Moats)?
Je stickier die Lösung, desto weniger wechseln Kunden zur Konkurrenz
Hohe Burggräben sichern die wiederkehrenden Umsätze ab
Beispiele für Burggräben:
Investitions-intensive, weltweite Infrastruktur (Cloudflare)
Starke Partnerschaften (The Trade Desk TTD 0.00%↑ mit den Streaminganbietern)
Tiefe Einbettung in die Software-Landschaft (MongoDB, Snowflake)
Starke Marken (CrowdStrike, DataDog)
Quellen: Investor Präsentation, Conference Call, qualifizierte Meinungen (z. B. auf Fool.com)
Achte auf Abnahmeverträge bei nutzungsbasierten Modellen
Relevant: RPOs (Remaining Performance Obligations), Deferred Revenue, Billings
Diese bieten mehr Planungssicherheit bei nutzungsbasierten Modellen
Außerdem: Mehr Transparenz über zukünftige Umsätze
Betrachte die Metriken auch im Zeitverlauf
Quellen: Quartalszahlen, Conference Call, Investor Präsentation
Kurz zusammengefasst
Mit dem Verständnis über SaaS-Geschäftsmodelle, dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung und den richtigen Quellen kannst du ganz einfach High-Growth-Unternehmen besser verstehen und bewerten.
TL;DR: Achte auf diese Dinge:
Führe dir die Vorteile der Recurring Revenue vor Augen
Identifiziere das Umsatz-Modell deines Unternehmens
Verdeutliche dir die Vor- und Nachteile dieses Modells
Prüfe das Umsatz-Modell auch zusammen mit den folgenden Metriken:
Hohe Net Retention Rate & niedriger Churn
Intakte Neukundengewinnung
Burggräben und Stickiness der Lösung
RPOs und ähnliche Verträge zur Absicherung bei nutzungsbasierten Modellen
Weitere wichtige Metriken (beispielsweise die Bruttomarge) und Aspekte von High-Growth-Software-Unternehmen wie beispielsweise DBNRR, SBC, Burggräben und TAM werden wir in einem späteren Newsletter beleuchten.
Stay tuned & Happy Investing! ✌️
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*Dieser Artikel ist nur für informative Zwecke und stellt keine Anlageberatung dar. Details findest du im Haftungsausschluss.
Hallo Carsten,
vielen lieben Dank für dein Feedback!
Das freut uns wirklich sehr :)
Liebe Grüße
Lisa + Moritz
Hallo Lisa,
sehr schön einen Bericht zu Highgrowth Kennzahlen auf deutsch zu lesen! Du und Moritz schreibt hochwertige Monatsberichte auf sauls Board. Bin ein Fan von Euch, weiter so!
LG Carsten