[Snowflake vs. Peloton]: An diesen 3 Metriken erkennst du starke High-Growth-Unternehmen
Und triffst fundierte Investment-Entscheidungen
Peloton. Einstiger Hype-Börsenliebling 2020. Die interaktive Fitnessplattform lieferte während der Corona-Anfänge eine beachtliche Performance ab:
820+ % Kurssteigerung zwischen dem 9. März 2020 und dem Höhepunkt am 21. Dezember 2020.
Im gesamten Jahr 2020 stieg der Umsatz um 100 %.
Wer also Anfang 2020 eingestiegen ist, konnte zu Ende des Jahres ordentliche Kursgewinne verzeichnen.
Ganz im Gegenteil zu Investorinnen und Investoren, die Peloton noch heute halten:
2022 verzeichnet Peloton $650 Millionen negativen Free Cashflow je Quartal.
Der Kurs notiert inzwischen sogar deutlich unter dem IPO-Level (-70+ %).
Im gleichen Zeitraum wächst der Umsatz von Snowflake, einem Technologie-Unternehmen für Datenhaltung, -verarbeitung und -analyse, munter um 83 % Year-over-Year.
Das zeigt: bei schnell wachsenden Growth-Unternehmen ist es wichtig, am Ball zu bleiben und regelmäßig die Entwicklung der Unternehmen zu verfolgen.
Das Gute: Auf Börsenbriefe oder Tipps von anderen musst du nicht angewiesen sein. Du kannst selbst regelmäßig Wachstums-Unternehmen verfolgen und dir mithilfe dieser 3 Metriken einen Überblick verschaffen.
🚀 Metrik #1: Rapides Umsatzwachstum – Indikator für Innovationskraft und hohe Nachfrage
Ein exzellentes Geschäftsmodell macht Software-as-a-Service-Unternehmen zu spannenden Investments.
Der Grund: Im Gegensatz zu den meisten Unternehmen, die ein Produkt nur einmal verkaufen, haben SaaS-Unternehmen dank Abonnements planbare, wiederkehrende Umsätze. Das ermöglicht rapide Skalierung und Erfolg am Markt.
Ähnlich wie beim klassischen SaaS-Abonnementmodell arbeiten viele wachstumsstarke Tech-Unternehmen mit nutzungsbasierten Abrechnungsmodellen. Diese funktionieren dank Restleistungsverpflichtungen (RPOs) und starken „Lock-in-Effekten“ ähnlich wie Abonnements: Die Kunden sind so stark an einen Anbieter gebunden, dass ein Wechsel zu einer alternativen Lösung oft unwirtschaftlich ist und nur aus gutem Grund erfolgt.
Das überragende Geschäftsmodell schnell wachsender Software-Unternehmen sollte auch ein entsprechend starkes Umsatzwachstum hervorbringen. So lässt sich beurteilen, ob das Unternehmen sein Potenzial tatsächlich ausschöpfen kann.
Denn: Nicht jedes SaaS-Unternehmen ist automatisch erfolgreich. Umsatzwachstum ist ein starker Indikator für die Innovationskraft eines Unternehmens.
Wie hoch das Umsatzwachstum konkret sein soll, ist ganz individuell von deinen Zielen und auch deiner Toleranz für Volatilität abhängig.
Je rapider das Wachstum ist, desto volatiler ist der Kurs, und desto stärker müssen deine Nerven und dein Mindset sein.
So analysierst du das Umsatzwachstum
Gehe zur Investor-Relations-Webseite deines Unternehmens.
Öffne die Pressemitteilungen der letzten 8 Quartale.
Öffne ein Spreadsheet (Excel, Google Tabellen, etc.).
Trage den Umsatz je Quartal ein.
Berechne oder entnehme das Year-over-Year-Umsatzwachstum und betrachte die Entwicklung im Zeitverlauf.
So interpretierst du die Ergebnisse
Liegt das Umsatzwachstum im Rahmen deiner Erwartung? Ich erwarte mindestens 40+ %.
Entwickelt sich das Unternehmen fundamental in die richtige Richtung? Lass dich aber nicht von Makroschwankungen in die Irre führen.
Verlangsamendes Umsatzwachstum solltest du immer genauer unter die Lupe nehmen:
Ist das Unternehmen inzwischen so groß, dass hohe Wachstumsraten kaum mehr erreichbar sind, siehe Law of Large Numbers?
Dann wird sich das Wachstum verringern.
Solange es im Rahmen deiner Umsatzerwartung liegt, alles in Ordnung.
Alternativ kannst du auch das Geld in schneller wachsende Unternehmen umschichten.
Gibt es einen triftigen Grund für den Wachstumseinbruch, z. B. einen Skandal, gravierende Fehlentscheidungen oder fehlende Nachfrage?
Zeigt das Unternehmen saisonale Schwankungen im Umsatzwachstum, die Kernthese ist aber völlig in Ordnung?
Peloton gegen Snowflake – Das Umsatzwachstum
Der Chart von Snowflake zeigt kontinuierlich hohes, wenn auch leicht verlangsamendes Umsatzwachstum. Trotz eines aktuell schwierigen Marktes und eines vorübergehenden schwächelnden Wachstums durch Weitergabe von Kosteneinsparungen an die Kundenbasis.
Peloton hingegen zeigt einen starken Abwärtstrend im selben Zeitraum und Markt.
1:0 für Snowflake.
💸 Metrik #2: Die Bruttomarge – Lizenz zum Gelddrucken
Eine weitere Besonderheit von Growth-Unternehmen im SaaS- und Tech-Bereich sind außergewöhnlich hohe Bruttomargen. Denn im Gegensatz zu den hohen Herstellungskosten für ein weiteres Auto entstehen einem Tech-Unternehmen nur minimale Kosten für jede weitere, verkaufte Software-Einheit. So können diese Unternehmen sehr profitabel sein.
So prüfst und interpretierst du die Bruttomarge
Gehe zur Investor-Relations-Webseite des Unternehmens.
Öffne die Pressemitteilungen der letzten 8 Quartale.
Öffne ein Spreadsheet.
Trage die Bruttomarge je Quartal ein.
Betrachte die absolute Höhe der Bruttomarge und ihre Entwicklung im Zeitverlauf.
Interpretation: Die Bruttomarge sollte konstant bei mindestens 70+ % liegen.
Peloton gegen Snowflake – Die Bruttomarge
Die Bruttomarge von Snowflake steigt kontinuierlich an. Das wollen wir sehen! Absolut gesehen liegt die GAAP Bruttomarge unter meinen gewünschten 70+ %.
Der Grund: Die Non-GAAP Product Gross Margin ist die für diese Analyse relevantere Metrik. Diese kletterte von 65 % auf 75 % im selben Zeitraum. Für einen besseren Vergleich zu Peloton habe ich jedoch die GAAP Bruttomarge gewählt.
Die GAAP Bruttomarge von Peloton ist hingegen rapide abgestürzt und auch absolut betrachtet wenig überzeugend. Sie war im letzten Quartal sogar negativ.
→ 2:0 für Snowflake.
💰 Metrik #3: Free Cashflow als Indikator für Profitabilität
Umsatz und Umsatzwachstum ist sehr wichtig.
Die Schwachstelle?
Umsatz alleine sagt erst einmal noch wenig über die Profitabilität des Unternehmens aus.
Hohes Umsatzwachstum und hohe Bruttomargen?
Schon wärmer.
Heiß wird ein High-Growth-Unternehmen, wenn sich dazu noch ein attraktiver Free Cashflow gesellt. Die Profitabilität zeigt dir, ob das Unternehmen in der Lage ist, kontinuierlich Cash zu generieren.
Die meisten Growth-Unternehmen sind nicht von Beginn an profitabel, da zeitweise auch auf Kosten der Profitabilität aggressiv in Wachstum investiert wird. Besonders dann ist es wichtig, dass du einen klaren Trend hin zur Profitabilität siehst.
Um die Profitabilität eines Unternehmens zu erkennen, gibt es verschiedene Metriken. Zum Beispiel:
EBITDA
Nettoeinkommen
Free Cashflow
Cashflow-Marge
Hier stelle ich den Free Cashflow (FCF) vor, da dieser im Gegensatz zum Nettoeinkommen nur schwer manipuliert werden kann. Und einen guten Einblick in die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens bietet.
Der FCF zeigt, wie viel Cash ein Unternehmen durch das operative Geschäft, abzüglich der Capex-Kosten, frei zur Verfügung hat. Dieses Cash kann für Investitionen oder für die Aktionäre und Aktionärinnen eines Unternehmens genutzt werden. Zum Beispiel für Aktienrückkäufe oder Dividenden.
So analysiert du die Profitabilität
Gehe zur Investor-Relations-Webseite deines Unternehmens.
Öffne die Pressemitteilungen der letzten 8 Quartale.
Öffne ein Spreadsheet.
Trage den Free Cashflow, bevorzugt Non-GAAP, je Quartal ein.
Betrachte die absolute Höhe und die Entwicklung im Zeitverlauf.
So interpretierst du die Ergebnisse
Grundsätzlich wollen wir positiven Cashflow sehen, da das Unternehmen dann mehr Handlungsspielraum und Geld für wichtige Investitionen hat.
Ein negativer Cashflow deutet darauf hin, dass dem Unternehmen mehr Geld ab- statt zufließt.
Das ist nicht per se schlimm: Es kommt auf den Kontext und den Trend an.
Ist das Unternehmen noch stark am Wachsen, auch auf Kosten der Profitabilität? Das ist in Ordnung, wenn sich ein Trend zur Profitabilität abzeichnet.
Neben dem absoluten FCF ist die relative Entwicklung über einen langen Zeitraum und die Cashflow-Marge ebenfalls wichtig. So siehst du, in welche Richtung sich die finanzielle Situation eines Unternehmens entwickelt.
Peloton gegen Snowflake – Free Cashflow
Hier muss ich Äpfel mit Birnen vergleichen, da Snowflake Non-GAAP FCF reportet, Peloton den Non-GAAP FCF aber nur für ausgewählte Quartale angibt. Deshalb habe ich einige Free Cashflow Metriken für Peloton selbst berechnet, wobei leider die Kosten für Software-Entwicklung nicht berücksichtigt sind.
Snowflake verzeichnet seit einigen Quartalen einen durchgehend positiven FCF. Trotz eines Einbruchs im letzten Quartal hat das Unternehmen eine beachtliche FCF-Rallye hingelegt.
Peloton hingegen ist noch immer deutlich im negativen FCF-Bereich und verbrannte im letzten Quartal $246.3 Mio. Cash. Bei aktuell verfügbaren $938 Mio. Cash hätten sie damit nur noch 3 Quartale. Es sei denn, sie schaffen den Turnaround, oder werden übernommen.
→ 3:0 für Snowflake
Lange Rede, kurzer Sinn
Snowflake versus Peloton: Das Fundamentalzahlen-Rennen hat einen eindeutigen Sieger mit Snowflake (3:0)🏆.
In aller Fairness: Ich habe extra Unternehmen ausgesucht, die gute und schlechte Fundamentalzahlen anschaulich im Vergleich zeigen, um dir die richtigen Werkzeuge für eigene Investing-Entscheidungen an die Hand zu geben.
So gewinnst du mehr Vertrauen in dein Portfolio und kannst mit einer höheren Wahrscheinlichkeit den Index schlagen. Selbstverständlich gilt es vor einer Kaufentscheidung noch weitere qunatitative und qualitative Kriterien zu beachten.
Die 3 wichtigen Metriken im Kurzüberblick:
Hohes Umsatzwachstum ab 35 % Year-over-Year signalisiert ein florierendes und innovatives Unternehmen. Kunden lieben das Produkt. Dieses Momentum boostet deine Rendite.
Hohe Bruttomargen ab 70 % helfen Unternehmen dabei, den Großteil ihres Umsatzes zurück ins Geschäft zu investieren, um weiterzuwachsen und die Welt zu erobern. Das willst du sehen!
Free Cashflow bietet den Unternehmen Handlungsspielraum: Nur mit genügend Cash überleben sie auch schlechte Zeiten. Und können andere interessante Unternehmen akquirieren.
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Dieser Artikel ist nur für informative Zwecke und stellt keine Anlageberatung dar. Details findest du in unserem Haftungsausschluss.
Alle Zahlen ohne eigene Quellenangabe stammen aus den Pressemeldungen bzw. Shareholder Letters des Unternehmens im jeweiligen Quartal. Die Zahlen sind Stand 1. November 2022. Das neueste Peloton-Quartal ist noch nicht berücksichtigt: Einige Metriken haben sich etwas verbessert, sind aber immer noch problematisch.
PS: Ich habe alle Non-GAAP-Metriken bei Peloton Investor Relations angefragt und warte noch auf Rückmeldung.