Während der Markt weiterhin gebeutelt ist, hat The Trade Desk am 9. November 2022 die neuesten Quartalszahlen berichtet. Könnte TTD 0.00%↑ den Markt schlagen? Lies hier, ob die Fundamentalzahlen in die richtige Richtung gehen und was du sonst noch wissen solltest.
Die Fundamentals
Geschäftsmodell: TTD bietet eine Plattform, die programmatisch Werbeplätze (z. B. Connected TV) an Agenturen, Partner, Marken und Technologieunternehmen vermittelt.
Umsatzart: TTD arbeitet mit mehrjährigen Lizenzverträgen (Master License Agreements, Joint Venture Partnerships) und hat damit zu 95 % vorhersehbare Umsätze.
Umsatz & Wachstum: $395 Mio. Umsatz in Q3, das entspricht einem Umsatzwachstum von 31 % Year-over-Year und liegt niedriger als in den vergangenen Quartalen. Immerhin: Ein Beat von $23 Mio. war drin. Der Umsatz-Guide für das kommende Quartal liegt bei nur 24 % Year-over-Year + Beat.
(Trend zur) Profitabilität:
Adjusted EBITDA: liegt mit $163 Mio. satte $24 Mio. über der Adjusted EBITDA des vergangenen Quartals und $23 Mio. über dem Guide für dieses Quartal.
Free Cashflow: $112 Mio. Der Trailing 12-month Free Cashflow bei knapp $500 Mio. und damit +53 % über der vergleichbaren Periode im Vorjahr.
TTD ist bereits seit 2013 GAAP-profitabel.
TAM: Großer, adressierbarer Markt geschätzt auf $816 Md.
Kanäle:
Connected TV: 40 %, der größte und am schnellsten wachsende Bereich
Mobile: 30 %
Audio: 5 %
Display: 10+ %
Geografische Aufteilung: Die USA haben mit 86 % den größten Anteil am Umsatz. Spannend: Europa und Asien haben bisher nur einen kleinen Anteil, wachsen aber deutlich schneller als der US-Umsatz. Damit lässt sich in diesen Regionen noch ein beträchtliches Wachstumspotenzial erwarten.
Highlights aus dem Conference Call
Strategie & Geschäftsmodell
„Throughout 2022, and in particular Q3, The Trade Desk has significantly outperformed seemingly all other forms of digital with a significant contrast to walled gardens in our ability to win advertising budgets.”
Programmatische Werbung wird zunehmend zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil, nicht trotz, sondern gerade in schwierigen makroökonomischen Zeiten. Klingt seltsam?
Herkömmliche, nicht zielgruppenspezifische Werbung (z. B. im Fernsehen, Radio) hat ein großes Problem: Sie funktioniert nach dem Gießkannenprinzip. Und wer wirft schon gerne $$$ im Gießkannenprinzip durch die Gegend? Hier kommt TTD ins Spiel. P&G, ein Kunde von TTD, bringt den Vorteil programmatischer Werbung auf den Punkt:
„And that is allowing us to drive significant productivity while increasing reach, while increasing quality of reach, and while more precisely targeting our consumers.”
In Zeiten wie diesen, in denen jeder Euro auf den Prüfstand gestellt wird, haben zielgruppenspezifische, automatisch optimierte Kampagnen klar die Nase vorn. Denn sie liefern plan- und messbare Ergebnisse.
TTD hat sich auch zum Wettbewerb geäußert, der wesentlich langsamer wächst. Das bedeutet, dass TTD in Zeiten wie diesen mehr Marktanteile erobern kann. Aber nicht nur das: Das Unternehmen erzielt weiterhin eine hohe Retention Rate, die seit acht aufeinanderfolgenden Quartalen unverändert über 95 % liegt.
The Trade Desk verfolgt eine Multi-Channel-Go-to-Market-Strategie. Das Unternehmen verbindet über die Plattform Werbekunden, Werbeagenturen und ein starkes Partnernetzwerk.
Unter den Partnern finden sich viele erfolgreiche Content Creators, z. B. Netflix, das zeitnah eine kostenlose Version mit Werbung anbieten wird (hallo, The Trade Desk!). Außerdem: Disney, Peacock, Fubo, HBO, Paramount, Fox, etc.
Auch im Bereich Werbekanäle fährt TTD eine Multi-Channel-Strategie und ermöglicht Unternehmen, gewünschte Zielgruppen gesamthaft und über diverse Kanäle hinweg ansprechen. Die Multichannel-Kampagnen werden obendrein von TTD automatisch und Kanal-übergreifend optimiert, um optimale Ergebnisse für die Werbeausgaben zu erzielen.
Gute Neuigkeiten: Die Midterm Elections können TTD im aktuell schwierigen makroökonomischen Umfeld einen willkommenen Boost verschaffen.
Der Vorteil von TTD: Im Gegensatz zu einigen Tech-Wettbewerbern und TTD komplett objektiv und genießt deshalb mehr Vertrauen in Sachen politische Werbung. Das Unternehmen erwartet eine Verdoppelung der Werbeausgaben in Q4.
Produkt- und Markt-Insights
The Trade Desk betont die starke internationale Adoption des Connected TV-Produkts, allen voran in Großbritannien und Frankreich. Nur der Anfang einer starken Expansion? In Europa wird Datenschutz großgeschrieben und TTD ist in Sachen Privacy hervorragend aufgestellt.
Nicht nur das: Das Unternehmen gewinnt auch auf dem asiatischen Markt an Dynamik. Und das, wo Asien als Markt westliche Unternehmen regelmäßig vor Herausforderungen stellt.
Während die Mittelschicht in den westlichen Ländern eher zu schrumpfen, als zu wachsen scheint, steigen die Mittelschicht und das BIP in Asien seit Jahren und höchstwahrscheinlich auch in den kommenden Jahren. Rückenwind im Anflug. Dank internationaler Kunden wie McDonalds fällt die Etablierung zusätzlich leichter.
Apropos Connected TV: Falls du dich fragst: Wie geht The Trade Desk eigentlich mit zielgruppengerechter TV-Werbung um, wenn gemeinsam gestreamt wird? Ganz einfach: Sie nutzen eigene Graphen für den individuellen Konsum von Inhalten (z. B. mobil), sowie für Haushalte durch gemeinsames Streaming.
Auch im Shopper Marketing läufts:
„While still early, it’s only our third full quarter, total shopper marketing spend increased nearly 3x from Q2 to Q3. As we said at Investor Day, we believe more than 80% of the largest retailers in the US partner with The Trade Desk.”
Tech-News
Datenschutz zählt. Nicht nur in Europa. Mit UID2 (Unified ID 2.0) hat TTD eine neue Open-Source-Technologie entwickelt. Durch eine Verschlüsselung der E-Mail-Adressen kann die Identität für wertvolle Data Insights genutzt und gleichzeitig die Privatsphäre der Endnutzer und Nutzerinnen gewahrt werden.
TTD zeigt sich bullish und sieht sich 2023 als „the best data marketplace that the ecosystem has ever had”.
„One of the key factors in our progress with UID2 has been our success with the world’s leading data aggregators, such as AWS, Snowflake, Salesforce, Adobe and many others.”
Spannend! Es freut mich immer, wenn einige meiner Portfolio-Unternehmen zusammen Geschäfte machen.
„With more and more of our publisher inventory also UID-tagged, that means the value of advertiser first party data increases exponentially on our platform – more than 10x next year compared to this year.”
OpenPath: mit OpenPath wird TTD 2023 hunderte neue, direkte Integrationen zu den Content Creators wie Netflix und Co anbieten.
Burggraben & Wettbewerb
Im Gegensatz zu Connected TV-only-Wettbewerbern bietet TTD nicht nur Connected TV Werbung an, sondern platziert Werbung auch über weitere Kanäle (Mobile, Display, etc.). So können sie Nutzer und Nutzerinnen über verschiedene Kanäle hinweg mit Retargeting und datengetrieben optimierten Anzeigen ansprechen, nicht nur im TV.
Die globale Ausrichtung und der Schutz der Privatsphäre heben das Unternehmen ebenfalls vom Markt ab.
Dank der Objektivität ist TTD ein vertrauenswürdiger Partner in den Midterm Elections und muss zudem nicht mit Content Creators konkurrieren: TTD ist ein Partner für Streaming-Anbieter wie Netflix und kein Konkurrent für diese, wie z. B. Google mit YouTube.
Mit der neuen UID2 -Technologie, die TTD mit Partnern wie Netflix und Co teilt, werden diese noch tiefer ins Netzwerk eingebunden.
Fazit
An diesem Quartal gibt es nicht viel auszusetzen. Angesichts des zyklischen Geschäftsmodells und des makroökonomischen Umfelds bin ich mit der Performance des Unternehmens zufrieden.
Pro:
Starke, strategische Execution von TTD: die leistungsstarke Technologie und ein engagiertes, starkes Partnernetzwerk sprechen für sich
Beachtliche Burggräben schirmen TTD vom Wettbewerb ab: Das Unternehmen kommt bisher besser durch die Krise als die Konkurrenz
Langjährige Profitabilität: Es gibt genug Cash für schwere Zeiten und wichtige Investitionen
Objektivität: So ist das Unternehmen vertrauenswürdiger Partner u.a. für politische Werbung und kooperiert mit vielen Partnern, statt zu konkurrieren
Contra:
Jeff Green hält sich mit Zahlen und konkreten Aussagen gerne bedeckt, z.B.: Wie schnell wächst das Segment „Connected TV“ wirklich? Story versus Realität?
Umsatzwachstum schwächelt und liegt nicht mehr im High-Growth-Bereich. Das muss jedoch kein Nachteil sein, denn es hängt von deinem Investing-Style ab.
Zyklisches Geschäftsmodell
Meine Investing-Entscheidung
The Trade Desk ist auf einem guten Weg und ich bleibe vorerst gerne investiert. Es entspricht meinen Investing-Kriterien:
B2B
Starke Fundamentaldaten
Wiederkehrender und planbarer Umsatz dank langjähriger Verträge
Starke Burggräben
Fällt das Umsatzwachstum jedoch langfristig unter 35 %, werde ich die Position in schneller wachsende High-Growth-Unternehmen umschichten.
Bis dahin: Happy Investing! ✌️
*Alle Informationen stammen von der Investor Relations Webseite von The Trade Desk.
**Dieser Artikel ist nur für informative Zwecke und stellt keine Anlageberatung dar. Details findest du im Haftungsausschluss. Die Informationen beziehen sich auf den Zeitpunkt der Erstellung - Investing-Entscheidungen können sich jederzeit ändern auf Basis neuer Informationen.